DIE ROMANZE VOM SCHWAMMERLING

Jüngst stieg ich in den Wald hinan,
Es war am Maienfeste;
Ich hatt' ein neues Beinkleid an
Und meine seid'ne Weste:
Und an dem Pfade, wo ich ging,
Da wuchs ein schöner Schwammerling,
Gestaltet wie ein Herze.

Da dacht' ich an mein Liebchen, ach!
Und an ihr treues Herze;
Sie ist jetzt weit von hinnen, ach!
Zu meinem bittern Schmerze -
Drei Stunden unter Dingolfing.
O Schwammerling, o Schwammerling,
Du machst mir schwer das Herze!

Ich hatt' die Pfeife in der Hand
Und sie vor sich den Teller,
Als ich die Liebe ihr gestand,
Draußen im Mutzbräukeller
Und dann sie zärtelich umfing.
O Schwammerling, o Schwammerling,
Du machst mir schwer das Herze!

Drauf holte ich sie jedesmal
Des Sonntags um halb Viere;
Ich trug am Arme ihren Shawl,
Sie zahlte mir das Biere:
Was war die Lor' ein gutes Ding -
O Schwammerling, o Schwammerling,
Du machst mir schwer das Herze!


Adalbert Müller

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen